Die Abbildung zeigt von links nach rechts ein rotes Blutkörperchen (z.B. Sauerstofftransport), ein Blutplättchen (z.B. Gerinnung und Heilung) und eine Abwehrzelle (hier ein Lymphozyt, der z.B. der Virusabwehr dient). Die Aufnahme ist in einem Rasterelektronenmikroskop entstanden, worin ein plastischer Eindruck der Form der Zellen vermittelt wird.

Das Interesse an PRP nimmt unter Empfängern ästhetischer Anwendungen kontinuierlich zu. Das Wissen darüber ist jedoch vergleichsweise gering, sagen Studienergebnisse aus den USA dazu. Bei allem Respekt kann man diese aber wahrscheinlich kaum auf Deutschland übertragen, da in den Vereinigten Staaten Vieles selbstverständlicher diskutiert wird. Auch wenn Deutschland in dieser Beziehung sicher nicht homogen ist, so mag ein Diskussionsbeitrag doch hilfreich sein.

Das erste P steht für Plättchen (englisch platelet, Fachausdruck: Thrombozyt). Das sind Blutbestandteile, die bekannt für ihre Beteiligung an Teilen der Blutgerinnung sind (weswegen sie den Namen „Thrombozyt“ erhalten haben) und derzeit im Rahmen der gefürchteten, gleichwohl seltenen Komplikation der Covid19 Infektion und Impfung ins Gerede gekommen sind. Sie können sehr viel mehr und sind im nicht aktivierten Zustand mit einer Reihe von Faktoren beladen. R steht für reich (englisch rich), also Plättchen reich. Das heißt, dass eine aufkonzentrierte Menge für eine Behandlung verwendet wird. Und das zweite P steht für Plasma, also den flüssigen Bestandteil des Blutes. Es wird folglich ein Teil des Blutes verwendet, der viele Blutplättchen enthält. 

Für die Herstellung des PRP wird vom Patienten Blut genommen, die Gerinnung gehemmt und dann der Plättchen Anteil abgesonderte und an eine Stelle dem Körper zurück gegeben, an der eine solche Konzentration (4-7 fach über der normalen Konzentration) normalerweise nicht vorkommt: ein Gelenke, Zahnfleisch, Sehnen oder z.B. die Haut. Wegen der Herkunft sprechen viele von Eigenblut. Anwendungsgebiete gibt es immer mehr und die Zahl der wissenschaftlichen Untersuchungen wächst rasant. Allerdings nicht so im ästhetischen Bereich. Typische Anwendungen hierin sind dunkle Augenringe, Pigmentflecken, Akne-Narben, Atrophie der Hautschichten oder kombinierte Applikationen.  

Etwas genauer: das Blut wird in einer Zentrifuge mit einem Trennmedium in seine Bestandteile aufgeteilt und der Anteil des Zentrifugates, der Plättchen-reich ist, verwendet. Übrigens: man kann außerdem das ebenfalls entstehende Plättchen-arme Plasma für weitere Hautverbesserungen einsetzen, da es gleichfalls verschiedene Faktoren in für andere Verwendungen sinnvolleren Konzentrationen enthält: für Microneedling zur Verbesserung des Hautbildes z.B. oder Mesotherapie zur Stärkung des Hautbindegewebes. Wenn sie also schon ihr Blut gegeben haben, können Sie den Teil doch gleich mit verwenden. Das nachfolgende Schema zeigt, wie sich aus Vollblut unter der Einwirkung der Schwerkraft einer Zentrifuge die Bestandteile des Blutes nach ihrer Schwere trennen. Für eine leichtere Trennung kann noch ein Trennmedium zugesetzt werden.

In der Ästhetik gibt es verbreitete, jedoch noch keine allgemein anerkannte, standardisierte Anwendungen, nicht einmal für wissenschaftliche Untersuchungen. In manchen Aufbereitungen enthalten die verabreichten Zentrifugate auch Abwehrzellen oder andere Bestandteile des Blutes. Am Häufigsten wird jedoch reines PRP verwendet. In Mausmodellen werden zu Forschungszecken teils astronomische Mengen verwendet. Um mal ein typisches Beispiel zu nennen: 2 ml PRP für eine 20 g schwere Maus – das wäre vergleichbar mit 7 l PRP für eine 70 kg schwere Person. Soviel gewinnt man nicht aus den abzunehmenden 10 bis 20 ml Blut. 

Die Gabe hat hinsichtlich der Menge zunächst den Basiseffekt einer heftigen Wunde, jedoch ohne wirkliche Verletzung und vor allem ohne die typischerweise begleitenden übrigen Reaktionen des Körpers, die auf Abwehr programmiert sind. Die Blutplättchen sollen bei einer Wunde normalerweise die geöffneten Gefäße abdichten helfen (hier nicht nötig), die Regeneration anheizen und die durch die Wunde ausgelöste Entzündung wieder eindämmen. Die beiden letzten Effekte werden benutzt. Damit diese Funktionen zu einem nennenswerten Effekt führen, muss die Anwendung wiederholt werden.  Das macht das Verfahren langwierig und für den Empfänger kostspielig. Hier lohnt es sich, mit Ihrem Arzt über einen Paketpreis zu verhandeln. 

Und auch hier noch mal etwas genauer: Für ihre normalen Aufgaben steht den Blutplättchen ein umfangreiches Repertoire von Faktoren zur Verfügung, bestehend aus verschiedenen Wachstumsfaktoren die die Zellteilung, Zelldifferenzierung und Gefäßversorgung beeinflussen und neue Zellen anlocken. Außerdem verfügen sie über Serotonin, Histamin, Dopamin, Calcium  und Adenosin. Das sind Faktoren, die Entzündung und Durchlässigkeit von  Membranen modulieren. Zwei Beispiele zur Illustration der zahlreichen positiven Effekte: ein wichtiger Faktor ist der fibroblast growth factor, eine Substanz, die Bindegewebszellen anregt. Andersherum werden Entzündungsfaktoren (wie IL-1β, IL-23, IL-17 oder TNF-α) signifikant heruntergeregelt. Auch die Gefäßversorgung des Gebietes wird angeregt und verbessert. Zu den starken Wirkungen gehört auch eine Anregung des Wachstums der Deckzellen und damit eine Verdickung und Verjüngung dieser Epidermis genannten Schicht, also einer Verbesserung des Bildes der Hautoberfläche. Das sind nur einige der erfreulichen Effekte – auch die Hautanhangsorgane wie die Haare und die wichtigen Drüsen der Haut werden positiv beeinflusst. 

Fazit: Plättchen sind facettenreiche Blutbestandteile, die konzentriert z.B. 3x im Abstand von einem Monat in die Haut eingebracht eine echte Verjüngung (Rejuvenation) erzeugen können. Anders als Stammzellen sind sie nicht teilungsfähig und unterliegen damit nicht der Gefahr der Tumorbildung. 

Autor: Prof. Dr. Timm Filler

Referenz: 2015 – Leo – PRP in ästhetischer Dermatologie

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