Botulinum

Faltenbehandlung mit Botulinum (z.B. Botox®)

Übersicht

Was ist Botulinum (z.B. Botox®)?

Botulinum (z.B. Botox®), genauer Botulinum Toxin ist ein natürlich vorkommendes Bakterieneiweiß des Bakteriums Clostridium botulinum. Es findet seit Jahrzehnten Anwendung in der Medizin. Bei dem Toxin handelt sich um die wohl giftigstes Substanz überhaupt, doch bevor Sie nun erschrecken: Botulinum wird in dermaßen niedrigen Verdünnungen eingesetzt, dass es seine positive Wirkung komplett ohne Vergiftungsrisiko entfalten kann. Das ist vergleichbar dem Moschus, einem Duftstoff, der in natürlicher Konzentration von so extremen Geruch ist, dass niemand auf die Idee kommen würde, dass es sich um eine der beliebtesten Substanzen für Parfüms handelt. Inzwischen ist echter Moschus verboten, da die Moschushirsche wegen ihrer Duftdrüse nahezu ausgerottet wurden – ein Problem, das Clostridium botulinum nicht hat.  

Bekannt geworden ist Botulinum (z.B. Botox®) durch die ästhetische Medizin. Es wirkt an der Verbindung von Nervenzellen mit Muskelzellen, also sozusagen an der Schnittstelle zwischen Nervensystem und Bewegungsapparat. Der komplizierte Wirkmechanismus benötigt Zeit, so dass die Substanz erst nach ein bis vier Tagen ihre muskelentspannenden Effekte entfaltet. Allerdings gibt es für Botulinum auch ganz andere Anwendungsgebiete. Wenn Sie z.B. unter Migräne leiden, könnte es sehr gut sein, dass Sie mit einer Anwendung zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Anti-Aging und Migräne. Botulinum wird nämlich nicht nur von motorischen Nervenzellen aufgenommen, sondern auch von sensorischen, weshalb es u.a. bei Gelenkschmerzen unter Arthrose hervorragende und langanhaltende Wirkung entfaltet. Und eben auch bei vielen Migräneformen.

Weitere Anwendungsgebiete sind Spastiken, etwa nach Schlaganfall und anderen Störungen im Bewegungsapparat wie Bruxismus (nächtliches Zähneknirschen) oder der Musikerkrampf. Auch auf das vegetative Nervensystem wirkt die Substanz und ist etwa bei übermäßigem Schwitzen (Hyperhidrose) in einzelnen Körperregionen oder bei überaktiven inneren Organen erfreulich hilfreich.  Es liegen also in der Medizin umfangreiche Erfahrungen zu der Substanz vor, neben denen ein Anwender in der Ästhetik allerdings zusätzliche (d.h. über die normale ärztliche Ausbildung hinausgehende) anatomische Kenntnisse zur exakten Lage, starken Variabilität und gegenseitigen Wechselwirkungen der komplexen mimischen Muskulatur benötigt.  

Botulinum (z.B. Botox®) hilft hervorragend, sich in seinem Körper wohl zu fühlen, indem unliebsamen Falten wie Krähenfüße, Stirnfalten oder Zornesfalten durch Muskelentspannung vorgebeugt wird. Derzeit ist das die verbreitetste Form unter den Anwendungen gegen unerwünschte Falten. 

Heißt es Botulinum oder Botox®?

Der Handelsname Botox® oder die Abkürzung BTX haben sich im kollektiven Sprachgebrauch für Ästhetik in Deutschland stark verbreitet. Da Mediziner aus Gründen der Produktneutralität weder für eine Firma werben wollen noch dürfen (was nicht heißt, dass sie bestimmte Produkte z.B. aus der persönlichen Erfahrung heraus für ihre Patienten dennoch bevorzugen dürfen), andererseits der Markenname hierfür umgangssprachlich synonym geworden ist, wird in diesem Text des Verständnisses halber die etwas holprige Formulierung „Botulinum (z.B. Botox®)“ gewählt. Botulinum mit Zulassung für die Anwendung an der mimische Muskulatur ist jedoch von verschiedenen Herstellern erhältlich: Botox® (heute Vistabel®), Azzalure®, Bocouture®. Es gibt noch weitere Botulinum-Präparate, die jedoch für andere Anwendungen zugelassen wurden. Die Wirkstoffe sind nicht identisch und unterscheiden z.B. in der Antigenität – das ist ein Begriff für den hochkomplexen Vorgang des Angriffs vom Immunsystem auf Körperfremdes. Botox® wird heute im Bereich der Spasmustherapie vertrieben und ist z.B. auch für Migräne als Medikament zugelassen.

Wie, wann und wie lange wirkt Botulinum (z.B. Botox®)?

Das Ergebnis einer Behandlung mit Botulinum hält je nach Gesichtsregion ca. 3-6 Monate. Der Ausdruck wird schon nach 1 bis 4 Tagen erholter und entspannter. Der Effekt nimmt noch in den folgenden Wochen zu. Die entspannte Muskulatur kann die Haut nicht mehr so intensiv bewegen, wodurch die als Mimik bekannten Faltenwürfe eingeschränkt werden. Der durch ständige oder heftige Faltengebung nach und nach auftretenden Bindegewebeschaden, der die Falte verstetigt, wird reduziert. Dauerhaft angewandt kann so entweder eine Faltenbildung präventiv vermieden werden oder im Idealfall rückgängig gemacht werden. Für Letzteres sind weitere begleitende Maßnahmen erforderlich, über die wir Sie gerne beraten. 

Der völlige Verlust dieses non-verbalen Kommunikationsweges (die Mimik) führt zu einem maskenhaften Gesicht, das als unnatürlich wahrgenommen wird und vermieden werden soll. Daher muss für jedes Gesicht und jede Faltensituation individuell geschaut werden, welche Maßnahme geeignet ist. Es muss nicht immer Botulinum (z.B. Botox®) sein, dass gegen Falten hilft. Auch ist die Mimik und ihre Intensität nicht bei allen gleich ausgeprägt.

Eine wiederholte Behandlung zur Muskelentspannung führt bei vielen Muskeln zu einer Schrumpfung durch Minderbenutzung, also dem Gegenteil dessen, was ein Bodybuilder zu erreichen versucht. Man spricht von Atrophie. Mimische Muskeln sind davon praktisch nicht betroffen, Kaumuskeln schon. Diesen Effekt kann man daher besonders bei einem der Kaumuskeln zur Modellierung des Gesichtes verwenden und z.B. den besonders markant-männlich wirkenden Kaumuskel am Kieferwinkel in eine schlankere Form bringen. Da dies erheblichen Einfluss auf das Kiefergelenk haben kann, muss auch hier mit fundierten Kenntnissen das gesamte anatomische Outcome und nicht nur der ästhetische Aspekt betrachtet werden.  

Gibt es Nebenwirkungen bei einer Behandlung mit Botulinum (z.B. Botox®)?

Die Faltenbehandlung mit Botulinum (z.B. Botox®) ist risikoarm. Größere Komplikationen sind nicht zu erwarten. Zu den kleineren Nebenwirkungen mit sehr kurzer Dauer können direkt nach der Gabe auftretende leichte Schwellungen gehören. Es wird an einer Stelle Flüssigkeit und damit Volumen zugeführt. Auch Rötungen (u.a. durch den Reiz des Einstichs mit der Nadel) können auftreten. Dergleichen verschwindet innerhalb weniger Stunden. Blutergüssen treten nach einer solchen Injektion selten auf und bauen sich wie jedes Hämatom nach wenigen Tagen ab. 

Da sich die Flüssigkeit der Injektion im Gewebe verteilt, kann jede diesen Verteilungsprozess fördernde Maßnahme (Rubbeln, Sauna, Alkohol) das Botulinum in der Umgebung des Einstichs weiter verteilen, als geplant. Damit kann Botulinum auch an benachbarten Stellen wirken. Eine bleibende unerwünschte Wirkung ist aber ausgeschlossen, da der Körper das Toxin im Laufe einiger Monate vollständig wieder abbaut. Dieser Prozess kann bei Bedarf gefördert werden. 

Eine Botulinum (z.B. Botox®) – Behandlung sollte nicht übertrieben werden. Ihr behandelnder Arzt wird berücksichtigen, dass eine völlig Aufhebung der Mimik nicht nur unnatürlich wirken kann, sondern bei sehr häufiger Wiederholung, also auf lange Dauer zu einer psychischen Verarmung führt. Starke, dauerhafte Mimikaufhebung kommt also nur für einzelne Regionen in Frage, etwa die Stirn. Ziel ist also ein entspanntes, frische und jugendlicheres Aussehen. Sie spüren dabei zu recht, dass Ihr entspanntes Äußeres auch Ihre Umgebung durch das Signal entspannt und alles freundlicher und heller wird. Und nicht nur Ihre Umgebung sondern auch Ihr Gesicht meldet ihnen die gelöste Stimmung zurück und das wirkt verstärkend. Haben Sie jedoch gar keine Rückmeldung mehr aus dem Gesicht, dann ist das zu viel des Guten. Umgekehrt ist Botulinum nicht das einzige Mittel gegen Falten. Es muss also kein Kompromiss geschlossen werden, sondern es kann mit einer Kombination von zwei oder mehreren Maßnahmen eine natürliche Beweglichkeit des Gesichtes erhalten werden, ohne dass bei dem Ziel einer deutlichen Faltenreduktion Abstriche gemacht werden müssen. Noch besser als die Reduktion ist natürlich die Prävention.   

Wem darf Botulinum (z.B. Botox®) gespritzt werden?

Botulinum lässt sich präventiv im jüngeren Lebensalter oder später reparativ praktisch bei jedem einsetzen. Volljährigkeit ist Voraussetzung. Auch der wiederholten Anwendung steht nichts entgegen. 

Bei übertrieben häufiger Anwendung oder einer Überdosierung kann der Körper eine Resistenz gegen das Fremdeiweiß entwickeln, wodurch die Wirkung abgeschwächt wird. Leider hilft dann das Ausweichen auf ein anderen Hersteller oft nicht, einen Versuch wäre es aber wert.  Auch eine Dosiserhöhung hilft nur vorübergehend, da damit die Resistenz ebenfalls zunimmt. Vor dem Hintergrund ist es eine Überlegung wert, auf ein Konzept und nicht alleine auf eine Behandlungsmethode zu setzen.  Das ist einer der Gründe, weshalb bei Zaluto.Med ganzheitlich beraten wird.

Eine Botulinum-(Botox®)-Behandlung wird nicht bei bestimmten Muskelerkrankungen und neurologischen Leiden durchgeführt. Das gilt auch in der Schwangerschaft und Stillzeit. Liegen akute Entzündungen oder Hauterkrankungen im Gesicht vor, fragen Sie bitte an.

Sieht man mir an, dass ich etwas „habe machen lassen“?

Niemand bleibt von selber jung – auch wenn das alle glauben sollen. Sie selber glauben es aber auch nicht. Also: Ja und Nein. Wenn Ihre Arbeitskollegin sagt, „Du siehst heute so erholt aus“ und interessiert nachschiebt, „hast Du etwas machen lassen“, dann haben Sie nicht nur alles richtig gemacht, sondern sie merken, dass das längst gesellschaftlich akzeptiert ist. Das Rollenschema „Frauen müssen jung und attraktiv“ sein und Männer dürfen „zu ihren Falten stehen“ ist überholt. Immer mehr Männer nutzen mittlerweile Botulinum (z.B. Botox®). Da wir immer älter werden, verschiebt sich der Gedanke, ich trage „stolz die Spuren meines Lebens im Gesicht“ ebenfalls immer mehr in höhere Lebensalter, denn nicht jeder möchte in die Kategorie „alt“ eingeordnet werden, wenn er sich dem noch nicht zugehörig fühlt. Damit hat sich die Akzeptanz von solchen Anti-Aging Maßnahmen von den Metropolen ausgehend inzwischen sehr verbreitet. Dazu beigetragen hat, dass sich mittlerweile der Fokus von „keine Falten“ auf „Mimik aber keine eingegrabenen Falten“ verschoben hat. 

Das entspannt-natürliche und nicht das maskenhaft-faltenfreie Gesicht ist das Ziel. Denn Mimik ist gewünscht und notwendig, dauerhafte Falten der Haut durch „gebrochenes Bindegewebe“ hingegen nicht. Dahinter steckt, dass wir den bei weitem überwiegenden Teil unserer Kommunikation mit anderen Menschen über die Mimik führen – egal was Ihnen Emojies in Messengern oder Social-Distancing und Masken unter Corona eventuell einreden wollen. Wörter und Worte sind nur ein kleiner Bruchteil der menschlichen Interaktion. Und das heißt, weder dauerhafte Falten (die ja auch ein kommunikatives Signal sind – etwa ständiges „böse aussehen“) noch gar keine Mimik. Auch gibt es Falten, die der eine liebt, wie etwa die sog. Bunny-lines an der Nase und der andere überhaupt nicht mag. Andere stören die Stirnfalten weniger als ein Gummy-Smile. Man geht also heute differenziert vor und steht dazu. Das geht allerdings nicht mit billigen Botox®-Spritzen wie vom Fließband.

Lieber Hyaluronsäure oder lieber Botulinum (Botox®)?

Die Frage hören wir oft, sie ist so jedoch eigentlich falsch gestellt. Denn es geht ja nicht um die Entscheidung zwischen zwei sehr verschieden wirkenden Methoden, sondern um das Ziel. Und für Ihr persönliches Ziel kann sehr gut ein sowohl als auch heraus kommen. Die Substanzen können sich gegenseitig unterstützen und insgesamt kommt es auf die Ästhetik und den Typ Ihres gesamten Gesichtes an. Falten, die eher durch Muskelaktivität entstehen oder entstanden sind, und nicht durch z.B. Volumenverlust oder erschlafftes Bindegewebe, sind eher die Domäne von Botulinum. 

Wie hilft Botulinum, dass wir uns (wieder) wohler fühlen?

Vordergründig werden Falten reduziert. Falten entstehen bei mimischer Aktion als nonverbales (nicht gesprochenes) Signal  an unsere Mitmenschen. Aber irgendwann werden sie dauerhaft, bei lebhafter Mimik früher. Eingegrabenen Falten zeigen damit, was wir besonders häufig benutzen: Nachdenken, konzentriertes Blicken, Lachen. Die Mimik hat aber nicht nur eine Signalwirkung in unsere Umgebung, wie jeder weiß, der – durch herzhaftes Lachen angesteckt – fröhlicher wird. Es wirkt auch auf den einzelnen selber zurück. Wer aufhört zu lachen, wird irgendwann griesgrämig. Wer ständig aus Eitelkeit auf eine Brille verzichtet und daher ständig die Augen zusammenkneift, um schärfer zu sehen, bildet vermehrt Zornesfalten aus, und signalisiert mit dem Falten seinem eigenen Gehirn, dass er in entsprechender Stimmung ist. Tatsächlich wird Botulinum daher auch begleitend gegen Depressionen eingesetzt. Ein entspanntes, freundliches Gesicht meldet dem Gehirn zurück, ich bin fröhlich und locker.

Es ist also nicht nur die Umgebung, die auf uns zurückwirkt. Ein entspanntes Gesicht wirkt auch intensiv auf uns selber zurück. Und da der Mensch ausgesprochen viel über Mimik arbeitet, ist dieser Effekt auch stark. Ein Grund mehr, entspannt zu sein. Und haben wir uns in dieser Entspannung an die entsprechende Mimik gewöhnt, verlängert sich der Effekt.

Wie oft kann Botulinum (z.B. Botox®) bei mir angewendet werden?

Bei oder spätestens nach Abklingen der Wirkung kann die Anwendung bei gezielter Behandlung und kontrollierter Dosierung wiederholt werden. Sollten Sie Bedenken haben, sprechen Sie mit Ihrem Arzt.

Botulinum ist ein körperfremdes Eiweiß und in seltenen Fällen kann daher das Immunsystem eine Resistenz erzeugen. In dem Fall sollten Sie sich beraten lassen. Er tritt eher auf, wenn Sie häufiger nach dem Motto „viel hilft viel“ behandelt wurden. Eine Dosissteigerung sorgt nicht für eine längere Wirkung, sondern ab einer Konzentration über der Sättigungsgrenze am Wirkort sorgt der Überschuss für eine gesteigerte Wahrscheinlichkeit der Resistenzbildung. Dann wird die Wirkung jedesmal schwächer und hält immer weniger lang. Es ist also wichtig, dass Sie von Anfang an zu einem Arzt gehen, der das notwendige Maß an Wissen und Erfahrung für die Anwendung sowie eine profunde Kenntnis der Gesichtsanatomie hat. Daher sollte die Anwendung von einem Arzt durchgeführt werden, der auf diese Behandlung spezialisiert ist.  

Was muss ich für eine Botulinum-Behandlung beachten?

Alle Maßnahmen, die zu einer starken Verteilung der Botulinum-Flüssigkeit im Gewebe beitragen, also z.B. die Durchblutung des Gesichtes stark fördern, sind nicht hilfreich für ein gutes Ergebnis. So sollten Sie nach der Behandlung auf Sport und körperlich anstrengende Aktivitäten oder Sauna und kräftiges Rubbeln der Injektionsstellen 24 Stunden lang verzichten. Eine  Rauchpause wegen Botulinum ist zwar nicht nötig, allerdings beschleunigt Rauchen die Hautalterung und Faltenbildung, der sie ja gerade entgegen treten wollen.

Keyfacts

  • Botulinum ist ein körperfremdes, giftiges Eiweiß, das in extrem niedriger Konzentration nebenwirkungsarm Muskulatur hervorragend entspannt
  • Botox® ist eines der möglichen Handelsprodukte, Ihr Arzt kann ein anderes bevorzugen
  • der Wirkungseintritt ist nach 1-4 Tagen festzustellen, nimmt dann noch ein paar Wochen lang etwas zu und klingt über die folgenden 4 Monate nach und nach ab
  • Botulinum steigert  indirekt auch das psychische Wohlbefinden
  • Mögliche Nebenwirkungen sind selten und prinzipiell rückbildungsfähig
  • Botulinum ist nicht das einzige Mittel gegen Falten
  • Lassen Sie sich Botulinum von einem Spezialisten verabreichen; wichtig sind gute anatomische Kenntnisse

Autoren: Prof. Dr. T. Filler, MSc Dr. S. Schnettler

Referenzen (wissenschaftliche Primärliteratur):

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