Calory-Counting ist out, Fett essen ist gesund, Abnehmen im Liegen, …
Es ist viel in Bewegung auf dem Sektor „Bekämpfung der Pandemie des Übergewichtes“.
Haben wir also mehr Erkenntnisse über richtiges Abnehmen?
Ja, aber …
Wenn es viele Methoden gibt, um ein Ziel zu erreichen, heißt das entweder, die Ausgangssituationen sind sehr unterschiedlich oder für den richtigen Weg fehlt noch Wissen. Beim Abnehmen ist es wohl beides. Und wenn sich der Einzelne dann auf die für ihn richtige Wahl der geeigneten Methode und die damit verbundenen Fragen konzentriert, gerät schnell aus dem Blick, dass mit einer Gewichtsreduktion eine Reihe von Konsequenzen verbunden sind. Zunächst will man sich vor Abzockern schützen, die eigenen Gesundheit soll nicht durch die falsche Methoden ruiniert werden (tritt man doch gerade für das Gegenteil an) und natürlich soll es effektiv sein. Dabei hat die Münze jeder Methode noch eine zweite, wichtige Seite. Diese zu beachten unterstützt nicht nur das Verfahren und sichert den Erfolg, sondern schützt auch vor ungewollten Schäden, die oft erst später eintreten (und daher vielfach nicht einmal mit dem Abnehmen in Verbindung gebracht werden). Es geht um die Frage, was dem Stoffwechsel zum Abnehmen zugeführt werden muss. Dabei reagiert jeder Stoffwechsel anders.
Welche Prinzipien gibt es, um abzunehmen?
Es gibt drei grundsätzliche Wege, abzunehmen:
- direkte Fettgewebe-Auflösung
- Reduktion der Kalorienzufuhr
- Erhöhung des Kalorienbedarfs
Natürlich sind auch Kombinationen der Verfahren möglich.
Gibt es eine gemeinsame Konsequenz, die wichtig ist?
Mit der Reduktion von Fettzellen oder zumindest ihrer gespeicherten Inhalte werden darin gebundenen, fettlösliche (lipophile) Giftstoffen freigesetzt. Sie haben sich hier über lange Zeit eingelagert und werden nun mit einem Schlag im Organismus ausgeschwemmt. Damit steigt auch der dafür spezifische Nährstoffbedarf, mit dem die zugehörigen, körpereigenen Schutzmechanismen aufrecht erhalten werden. Vor allem die Leber benötigt für die Entgiftung vermehrt bestimmte Substanzen, die aber dummerweise etwa bei einer Diät gegenüber der Normalsituation sogar vermindert zugeführt werden. Daher fehlen sie nicht nur der Leber, die den Gesamtorganismus schützen will, sondern auch anderen Organsystemen, und da sogar vermehrt, da die Leber als Entgiftungsorgan beim Abnehmen einen höheren Bedarf hat. Das Immunsystem, das Nervensystem und andere leiden und beeinträchtigen nun den Gesamtorganismus an anderer Stelle. Für das Abnehmen bedeutet das, dass die Willensstärke, mit der man den Sport, die Diät oder was auch immer begonnen hat, erlahmt. Man hält nicht durch. Und gibt sich auch noch die Schuld, was den Frust steigert. Dabei liegt es häufig nur an fehlenden Nährstoffen. Dieser Mangel führt außerdem zu einer Stagnation der Gewichtsreduktion. Es werden Nährstoffe zum Abnehmen benötigt – so paradox sich das anhört. Es kommt eben nicht nur auf die Kalorien (= Makronährstoffe) an. Der verdeckte Hunger hat viele Ursachen. Richtiges Essen beim Abnehmen bedeutet also vor allem, die richtigen Mengen an benötigten Mikronährstoffen zuzuführen.
Was ist bei direkter Fettgewebe-Auflösung die wichtigste „Nebensache“?
Biochemische Lipolyse, Kryolipolyse, RF (RadioFrequenz), Laser oder die hochfrequente Stimulation benachbarter Muskeln sind gängige Verfahren, denen gemeinsam ist, dass sie Fettzellen in Depots auflösen. Die entscheidende Nebenfrage ist, wohin die Fette (Lipide) verschwinden. Grundsätzlich werden Lipide in Mitochondrien (funktionell sind das die zentralen Energielieferanten der Zellen) abgebaut. Die große Menge gleichzeitig frei werdender Lipide, die über das Lymphgefäßsystem aus dem behandelten Gebiet abtransportiert und weiter mit dem Blut im Körper verteilt werden, stellt eine erhebliche Belastung dar – für die Leber und für andere Organe. Gleichzeitig droht ein Teil der frei gewordenen Fette an anderer Stelle wieder eingebaut zu werden.
Der Lipid-Abbau erfolgt mittels oxidativer Prozesse in den genannten Mitochondrien, die demzufolge also stark beansprucht werden. Es entsteht eine große Zahl an Sauerstoffradikalen, was bei der Nährstoffzufuhr unbedingt berücksichtigt werden sollte, weil sonst durch die nachhaltige Schädigung der kleinen Kraftwerke die energetische Bereitschaft des Körpers in der Folge sinkt. Was bedeutet das? Weniger leistungsbereite Mitochondrien führen zu mehr Fetteinlagerung (richtig erkannt – das ist eine der Ursachen für einen Jojo-Effekt – auch bei Lipolyse), Müdigkeit, mentale Leistungseinbußen, Herzschwäche und und. Die Beispiele lassen sich locker vermehren. Das ist nur eine erste Näherung zu dem Thema. Für Gegenmaßnahmen und hinsichtlich der ebenfalls wichtigen Regulation des Einbaus von Lipiden aus dem Blut konsultieren Sie am Besten einen Spezialisten. Hinsichtlich der besonderen Bedingungen der Lipolyse über Muskelzellstimulation gilt das ohnehin.
Worauf muss besonders bei Kalorienrestriktion geachtet werden?
Unter Kalorienrestriktion werden viele verschiedene Maßnahmen eingereiht: Wunderdiäten, Abnehmen mit Lipid-reicher oder Kohlenhydrat-armer Nahrung, Fasten, vielleicht auch Intervallfasten oder eines der weitverbreiteten „Geheimrezepte“. Wichtig ist bei allen, für die Abwehr von unerwünschten Folgen die Frage: Reichen die Vitalstoffreserven und/oder deren Zufuhr. So ist z.B. ein vermehrter Bedarf von Spurenelementen zu beachten. Und auch hier ist der Mitochondrienschutz relevant. Beispielsweise ist eine Zufuhr der (richtigen) Fettsäuren notwendig, damit die Vorhandenen abgebaut werden können. Wenn Sie mehr wissen wollen, sprechen Sie uns an.
Was ist vordringlich bei einer Steigerung des Kalorienverbrauchs?
Steigerung des Kalorienverbrauchs statt oder mit Kalorienrestriktion (Diät), hormonelle Grundumsatzsteigerung, Kälteapplikation, Würmer … auch hier ist die Zahl der Angebote sehr breit. Allen voran natürlich „Sport“ – wobei Joggen, stundenlanges Traben auf dem Crosstrainer oder der Cardiotrainer keine nennenswerten Mengen von Kalorien verbrennen. Es werden dabei nämlich nur die Mitochondrien der Herzmuskulatur vermehrt bemüht. Das Herz hat viele davon, aber wenn Sie die Masse der Herzmuskelzellen (ca. 300g) mal in Relation setzen zu der Menge an Kilos, die Sie loswerden wollen, so ist das dann erkennbar doch etwas zu viel verlangt. Vor allem dann nicht, wenn Sie Ihre Mitochondrien nicht schützen. Nennenswert wirksam ist die Gesamtheit der Mitochondrien in der Skelettmuskulatur. Das heißt also: Krafttraining – zusätzlich zum Ausdauertraining, auch wenn das deutlich mühsamer wird. Aber Vorsicht! Es geht natürlich nicht darum, Bodybuilder zu werden. Beachten Sie außerdem eine weitere „Nebensache“, das Bindegewebe. Es passt sich deutlich langsamer an eine neue Belastung an. Und das auch nur, wenn es die richtigen Nährstoffe bekommt. Sehnen, Bänder, Faszien, Aponeurosen etc. – alles muss mitwachsen (und beansprucht werden), sonst sind die Muskelzellen vergleichsweise überdimensioniert und verursachen womöglich ganz unerwartete Schäden.
Gelingt der Aufbau von Muskulatur mit den zugeführten Aminosäuren (essentielle und semi-essentielle), heißt das übrigens noch lange nicht, dass auch die richtigen Vitamine, Spurenelemente und Aminosäuren für das Bindegewebe zugeführt wurden. Und auch hier gilt wieder: Sind der oxidative Stress hinreichend kompensiert und das hormonelle System bereit dafür? Ein Tipp: rennen Sie nicht gleich los und kaufen die nächst besten Antioxidantien. Es müssen schon die sein, mit der Muskulatur etwas anfangen kann. Auch hier gilt: erstmal informieren.
Fazit
Das mit diesem kurzen Text nicht alle Problemfelder erschöpfend besprochen oder auch nur alle angesprochen worden sind, ist vermutlich klar geworden. Es geht insgesamt darum, einen guten Vorsatz (Abzunehmen) besser zu machen. Das Bedarf ein wenig mehr Überlegungen als nur die richtige Wahl des Weges. Es geht nicht nur um das, was weg soll, sondern auch um das was deswegen hinzukommen muss. Ein bißchen Eigenwerbung darf sein: sprechen Sie uns an, wir können sogar aus der Ferne helfen. Das gilt auch, falls hier das Interesse an einer Kooperation geweckt wurde.
Autoren: Prof. Dr. T. Filler, MSc Dr. S. Schnettler